Die Jungfrauenmaschine

Deutschland 1988, 84 min, 35mm, s/w, in deutsch und englisch
Uraufführung: Internationales Filmfestival Toronto, September 1988

Kurzinhalt

Dorothee Müller (Ina Blum), eine junge, naive Hamburger Journalistin, ist ihres aufdringlichen Liebhabers Heinz (Gad Klein) überdrüssig.
Arglos und in aller Unschuld macht sie sich an eine Untersuchung über romantische Liebe, eine Krankheit der Frauen? Schauplätze ihrer Recherche sind unter anderem die Praxis eines genußsüchtigen Hormon-Forschers (Peter Kern) und das Affenhaus im Zoo. Weil sie keine befriedigenden Antworten auf ihre Fragen findet, entschließt sie sich, die alte Welt zu verlassen. Sie reist nach Kalifornien. Im lebenslustigen San Francisco trifft sie drei unvergeßliche Frauen: Dominique (Dominique Gaspar), eine verschmitzte Ungarin aus Uruguay, die sich über die deutsche Arbeitsmoral lustig macht und ihr als hilfreiche Freundin zur Seite steht; Susie Sexpert (Susie Bright), die Spezialistin für sexuelle Genüsse, mit ihrer erstaunlichen Dildosammlung; und schließlich die attraktive Ramona (Shelly Mars), die in einem Lokal für Lesbierinnen einen heißen Strip als Macho hinlegt.

Besetzung

Dorothee Müller: Ina Blum // Bruno: Marcelo Uriona // Heinz: Gad Klein // Sängerin: Mona Mur // Hormonspezialist: Peter Kern // Anrufer: Hans-C.Blumenberg // Landlady: Erica Marcus // Frau im Hotelzimmer: Carla Wood Saivre // Mann im Hotelzimmer: Fakir Musafar // Ramona: Shelly Mars // Dominique: Dominique Gaspar // Flora: Flora Gaspar // Susie Sexpert: Susie Bright // Stripperin: Fanny Fatal // Besucherin: Pearl Harbour

Stab

Kamera: Elfi Mikesch // Kamera-Assistenz: Bernd Meiners, Susanne Philipp // Licht: Fawn Yacker // Ton: Alf Olbrisch // Musik: Mona Mur, Laibach, Blazing Redheads, Pearl Harbour // Schnitt: Renate Merck // Mischung: Richard Borowski // Regieassistenz: Thomas Tielsch, Greta Schiller // Produktionsleitung: Anita Horz // Buch, Regie, Produktion: Monika Treut

Produktion & Vertrieb unterstützt vom Hamburger Filmbüro
Eine Co-Produktion von Hyäne I/II mit dem NDR
Redaktion: Eberhard Scharfenberg

Festivals

Toronto // Montreal // Hof // Turin // Göteborg // Berlin // Kopenhagen // San Francisco // Galway // London // Creteil // Los Angeles // Madrid // Sao Paolo // und viele andere.

Pressestimmen

Dramaturgie und Kamera knüpfen an den frühen Godard von Außer Atem an und es ist auch der anarchische Geist der Nouvelle Vague, der uns aus Treuts Film entgegenweht. Thomas Rothschild, Stuttgarter Zeitung

Tod und Haß der Jungfrauenmaschine. Der Film beschreibt in Bildern und Sätzen von unerreichbarer Borniertheit Dorothee Müllers Ausstieg aus dem bürgerlichen Heldenleben und ihren Einstieg in die Strip-Szene von San Francisco: post-essayistisch und postemanzipatorisch. Filme wie der von Monika Treut vernichten das Kino. Helmut Schödel, Die Zeit

Die Jungfrauenmaschine verhält sich zur Pornografie wie Schokoladeneis zu einer doppelten Portion Eisbein. Kattrin Bettina Müller, taz

In einer griesgrämigen Zeit bekennt sich Die Jungfrauenmaschine in erfrischend pubertärem Ton zur Lust, zum Spaß, zur Erotik, ja sogar zur Promiskuität, zur Nonchalance und zum Nonsense. Wolfgang Brenner, Tip, Berlin

Das geglückte Coming-Out einer Kunstfigur. Ergebnis: viel Film und Frau, intelligent, lustvoll, witzig. Unbedingt zum Ansehen. Dietrich Kuhlbrodt, Szene Hamburg

Die Jungfrauenmaschine ist eine erfrischende, witzige und post-feministische, lesbische Coming-Out-Geschichte, die nach allen Regeln des Mainstream-Kinos funktioniert und zugleich mit ihnen bricht. (…)einer der vergnüglichsten und erfreulichsten Filme über weibliche Sexualität seit langer Zeit.
Julia Knight, Independent Media, London

Treut, die auch das Drehbuch schrieb, ist eine agile, intelligente Regisseurin, die sich leichtfüßig zwischen fieberhaften Phantasien und dumpfer Alltagswirklichkeit bewegt. (…) Und bitte bringt den Soundtrack auf den Markt: die Musik von Blazing Redheads, Pearl Harbour, Laibach und Mona Mur. Amy Taubin, Village Voice, New York

Treuts episodenhafter Stil ist eine Mischung aus Lina Wertmüllers Selbstbewußtsein und der Sensibilität Susan Seidelmans. Caryn James, New York Times

Treut ist ihre eigene Frau in einer Industrie, die noch immer von Männern beherrscht wird, und ihre Filme sind Ausdruck dieser unabhängigen Sensibilität. Shlomo Schwartzberg, The Entertainer, Toronto

Die Sexualpolitik des Films verbindet Treut mit Fassbinder – er ähnelt den Bitteren Tränen der Petra von Kant -, aber ohne die Angst und Melodramatik; und seine Schwarz-Weiß-Ästhetik erinnert an die glorreiche Zeit des deutschen Kinos, an den expressionistischen Film der Zwanziger Jahre. John Harkness, NOW, Toronto

Monika Treut entwickelt sich zu einer großen Regisseurin des Underground. Man kann nur hoffen, daß sie an ihrem unverwechselbaren Stil, ihrer Offenheit und kompromißlosen Originalität festhält. Daniel Harris,Calendar Magazine,San Francisco

Die Jungfrauenmaschine ist eine der anarchistischsten, zynischsten und subversiv-witzigsten Attacken gegen die herrschende Sexualpolitik. Claire Monk, Sight and Sound, London